Embodiment

Embodiment

Ein Seminar für Führungskräfte, es wird viel gedacht und geredet. Nur der Workshop „Körperarbeit“ wirkt zunächst fehl am Platz. Viele, die an dem halbstündigen Workshop teilnehmen, zeigen sich hinterher irritiert und fragen, ob das jetzt Esoterik sei oder warum man hier seinen Körper spüren müsse?!? Die Szene kann man sich gut vorstellen. Sie ist aus dem Leben gegriffen und hat vier kluge Menschen, die sich intensiv mit dem Zusammenspiel von Körper und Geist beschäftigen, zu diesem Buch motiviert. „Woher kommt die Vorstellung, das Gehirn könne als oberste Kommandozentrale wie ein Exekutivorgan in einer Petrischale seinen Dienst verrichten, völlig ohne die Kooperation mit all dem, was abwärts vom Hals daran befestigt ist?“, fragen sie und erforschen, warum es vielen Menschen so schwerfällt, achtsam mit dem eigenen Körper umzugehen. Ihre These: Körper und Geist stehen in Wechselwirkung miteinander. Es gibt den freien Geist nicht ohne einen bewussten Umgang mit dem Körper. Das klingt wie eine Binsenweisheit, ist es aber nicht. Denn in unserer von der Aufklärung geprägten westlichen Welt gilt zumeist die Vorordnung des Geistes; der Körper wirkt da oft nur wie ein unliebsames Anhängsel, mit dem man irgendwie umgehen muss. Das aber funktioniert nur schwerlich und führt zu allerlei Verirrungen – da erschlaffen die Körper der Denker und Schreiber, während ihre Gehirne mangels Bewegung nur noch weltfremde und verkruschte Theorien und Pläne schmieden. Verschiedene wissenschaftliche Fachrichtungen aber auch praktische Therapeuten beschäftigen sich mit dem Phänomen, das „Embodyment“ genannt wird. Wer bewusst mit seinem Körper umgeht, beeinflusst auch seinen Geist in positiver Weise. Die Körperhaltung bestimmt mit, wie das Gehirn arbeitet. Der Körper kann den Geist mehr beflügeln, als vermutet. Gesten und Atmung wirken sich auch auf die Emotionen aus. „Embodiment ist ein positiv erlebter Zustand, ja Glückszustand!“, frohlockt der Psychologe Wolfgang Tschacher, einer der Mitherausgeber dieses Standwerkes zum derzeitigen Stand der Embodiment-Forschung. Außerdem dabei: die Psychodramatherapeutin Maja Storch, Therapeutin und Journalistin Benita Cantieni sowie der Neurobiologe Gerald Hüther. Was sie an Wissen und praktischen Übungen zusammengetragen haben, überzeugt. Und es motiviert, eine ganz neue Haltung einzunehmen.

Maja Storch u.a. (Hg.): Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Hogrefe Verlag, 3. Aufl. 2017. 184 Seiten. ISBN: 9783456858166

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