Harald Birck: Bilder von Luther

Harald Birck: Bilder von Luther

Wie Luther aussah? Wissen wir, Cranach sei Dank, auch ohne Fotografie. Und dann gibt’s ja auch noch das berühmte Denkmal von Johann Gottfried Schadow auf dem Wittenberger Marktplatz, unzählige Male kopiert. Künstler, die den Reformator mal ganz anders darstellen wollten, haben es schwer.

Harald Birck hat die Herausforderung angenommen. 2009 erhielt er einen ungewöhnlichen Auftrag: Das Wittenberger Luther-Hotel wollte eine zwei Meter hohe Lutherstatue aus seinem Atelier. Birck dachte nach. „Mein Luther sollte ein Mensch werden: leidend, kraftvoll, stolz, sinnlich, verletzlich, handelnd, hadernd… eben lebendigt.“

Ein Freund stand Birck Modell; im Dezember 2010 wurde die ungewöhnliche Bronzestatue ins Hotelfoyer gebracht, wo sie noch heute Gäste erstaunt. Denn sie wirft die herkömmlichen Klischees über den Reformator über den Haufen.

Nach Abgabe des Werkes ließ der Reformator Birck nicht los. Er formte weiter, zeichnete, fertigte Studien an. In Bircks Bildnissen klingen viele Facetten an, fremd wirkt der vertraute Luther, mal beängstigend, mal melancholisch. Gut, dass sie nun in einem Buch abgedruckt sind. „Bilder mit Luther“ heißt es, enthält aber auch viele Texte. Was Bilder und Beiträge eint: Sie alle versuchen Luther aus ungewohnter Perspektive zu zeigen. Auch aus der EKBO-Region haben Autor(inn)en etwas beigesteuert. Der Querdenker Bazon Brock, der in Berlin.Kreuzberg die „Denkerei“ betreibt. Er hat 2009 einen „experimentellen Tassenwurf“ auf der Wartburg gewagt. Peter Burkowski von der Führungsakademie für Kirche und Diakonie in Pankow schreibt, EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann, Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und „Tagesspiegel“-Redakteur Harald Martenstein, der Luther als „geschickten Dramaturg seiner Biografie“ beschreibt.

Birck selbst übrigens arbeitet ebenfalls in Berlin – wenn er sich nicht gerade in seinen anderen Ateliers im französischen Marval und im nordfriesischen Fahretoft aufhält.

Harald Birk: Bilder von Luther, Andreas Pitz (Hg.). edition chrismon/EVA Leipzig 2016, 158 Seiten, 19,90 Euro

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