Georg Schwikart – Höher, höher!

Georg Schwikart – Höher, höher!

„Wer noch Knittelverse fabriziert / der hat keine Ahnung / vom Vakuum des Seins“. Kein Wunder also, dass Georg Schwikarts Gedichte feinsinnige und mehr Fragen aufwerfende denn Antwort gebende Momentaufnahmen der Wirklichkeit sind. Als frommer Mensch, Seelsorger, Trauerredner, Konvertit und seit einigen Jahren auch evangelischer Pfarrer kennt er die Abgründe des Menschen und diverse horror vacuis.  Auch den der lebensleeren Variante jenes Faches, das er studierte. Deshalb empfiehlt er aphoristisch einen „Schnellkurs Theologie“: „Ganz oben / ganz unten / ganz oben / Der Weg Jesu“. Und er widmet sich dem „Patient Protestantismus“: „Diagnose: / zu viel Martha / Therapie: mehr Maria.“ Schwikart nimmt seine Leser mit zu diversen Stationen seines Alltags: auf den Zahnarztstuhl, zum Vortrag in Berlin, an den Frühstückstisch und auf den Friedhof. Lyrische Alltagsexerzitien, die zeigen, dass sich das Heilige auch in unspektakulären Situationen zeigt. „Es ist ein Irrtum anzunehmen / Gott komme nicht vor / wenn von Gott nicht gesprochen wird“, sinniert Schwikart – und schiebt, lebens- und glaubenserfahren, die Pointe hinterher: „Das gilt auch umgekehrt.“ Gleich am Anfang seines Büchleins meint der Dichter: „In diesem Buch / stehen drei gute Gedichte / der Rest füllt nur die Seiten / damit das Bändchen / nicht zu schmal ist / wer suchet“. Das freilich ist ein wenig kokett. Ich habe mehr als drei gefunden. Und ahne, wie schwierig es ist, jenseits pastoraler, frommer oder sonstiger Floskeln in einfacher Sprache Wahrheiten zu formulieren. Zum Beispiel diese: „Ich sterbe also bin ich.“ Kein Knittelvers. Nirgends.

 

Georg Schwikart: höher, höher! Bewahrte Worte. Steyler Verlag, St. Augustin 2018, ISBN 978-3-8050-0632-3, 80 Seiten, € 9,80

www.schwikart.de

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