Basiswissen Judentum
„Judentum“? Schnell verbinden sich da auch unter Christen Klischees und Halbwissen und ergeben ein in Diskussionen nicht belastbares Konglomerat von Vermutungen und Hypothesen. Ein neues Buch von drei in Berlin lebenden Autoren, allesamt dem liberalen Judentum zuzurechnen, bietet Interessierten fundierte Informationen.
688 Seiten „Basiswissen Judentum“: Viel Stoff für Basis, zugegeben. Doch wer einmal diese Buch aufschlägt, kommt aus dem Staunen nicht heraus und liest sich unwillkürlich fest. Wie feiern Juden den Schabbath? Was sind die dreizehn Ikkarim des Maimonides? Und was passiert während der „Drei finsteren Wochen“? Wie sieht das Judentum Homosexualität? Was lehrt der jüdische Feminismus? So viele Fragen – und so geduldige, verständliche und informative Antworten.
Auch der Aufbau des Buches überzeugt: Im ersten Teil wird die Lehre dargestellt, von der Frage „Wer ist Jude?“ bis zum Jüdischen Recht in der Moderne. Das zweite Kapitel beschreibt jüdisches Leben: Gebete, Rituale, Feste und Lebenskreis. Der dritte Abschnitt widmet sich der Ethik und beginnt mit der Goldenen Regel, um sich dann über Speise und Kleidungsvorschriften der Sexualethik zu nähern. Die Geschichte des Judentums vom Zion bis zum heutigen Judentum folgt, schließlich stellen die Autoren jüdische Projekte und Positionen im interreligiösen Gespräch vor.
Für diesen Dialog ist das Buch eine ideale Arbeitsgrundlage. Es wird zudem als Lehrbuch der jüdischen Religion von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz beim Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam empfohlen. Als „praktischen Leitfaden, der aus der jüdischen Binnenperspektive heraus Akzente setzt“, würdigt Landesrabbiner Henry G. Brandt das Buch. Es wird für viele Jahre Standardwerk sein.
Andreas Nachama, Walter Homolka, Hartmut Bomhoff: Basiswissen Judentum, Herder Verlag Freiburg/Brsg. 2015, 688 Seiten, 40,00Euro