Dirk von Nayhauß – Ich lebe. Wofür es sich lohnt
„Man tut und macht und lebt so vor sich hin – und vergisst dabei zu oft die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.“ Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf klopft der Berliner Journalist Dirk von Nayhauß regelmäßig bei prominenten Zeitgenossen an die Tür und fragt sie, was sie denn wichtig und wesentlich im Leben finden. dabei entstehen oft außergewöhnlich intensive Gespräche, die in der Zeitschrift „chrismon“ eine Rubrik füllen: „Fragen an das Leben“.
So was liest sich weg – und landet meist im Altpapier. Deshalb ist es sinnvoll, einige der Texte in gekürzter Form nochmal als Buch zu veröffentlichen. Sehr herzige und berührende Liebeserklärungen an das Leben hat Nayhauß herausgesucht – von Menschen, die man irgendwie kennt, aber über die man eben doch nichts weiß. Nun kann ich mir Ben Becker vorstellen, wie er hibbelig am Gartentisch sitzt, eine Ameise beobachtet und denkt: „Mein Gott, ist das schön.“ Ich sehe Amelie Fried beim Schreiben weinen, „weil es so unglaublich ergreifend ist, was ich da gerade erzähle“. Ich freue mich mit dem Musiker Gentelman, der“ manchmal auch das Sinnlose sehr schön findet“. Ich trauere mit dem Liedermacher Klaus Hoffmann darüber, dass seine Mutter ihn, als er zehn Jahre alt war, nicht mit zur Beerdigung seines Vaters genommen hat – „sie hat mir dadurch die Möglichkeit genommen, seinen Tod zu begreifen“. Und ich freue mich mit Politikerin Marina Weisband, die als Kind als hässlich gehänselt wurde und seit sie für die Piratenpartei in den Medien ist, als „die schöne Piratin“ gilt – „Ich würde am liebsten eine Klasse gemobbter Außenseiter versammeln und ihnen klarmachen, wie relativ das alles ist, was sie durchmachen und dass sich das alles komplett ändern kann.“
„Wie eine Collage“ möchte Nayhauß das Buch sehen: „Jeder Gedanke steht für sich. Zugleich ergeben alle Aussagen zusammen ein Bild, das vielleicht einige Antworten gibt auf die Frage was das Leben lebenswert macht.“ Eine schöne Collage, auch wegen der Fotos.
Dirk von Nayhauß: Ich lebe. Wofür es sich lohnt, edition chrismon in der EVA, Leipzig 2016. 128 Seiten, zahlreiche Fotos, 12,90 Euro