Esther-Beate Körber – Wortfrühling
„Öffentlichkeiten der Frühen Neuzeit: Teilnehmer, Formen, Institutionen und Entscheidungen öffentlicher Kommunikation“ – in ihrem Berufsleben an der Freien Universität Berlins hat die Geschichtsprofessorin Esther-Beate Körber interessante, aber doch eher trockene Themen zu beackern. Daneben hat sie sich eine literarische Nische gesucht, in der sie ihr lyrisches Talent ausleben kann. Die Gelehrte schreibt Gedichte.
„Wortfrühling“ heißt ihre neue Gedichtsammlung. Ein Knospenstrauch ziert das frischgrüne Cover, freundlich kreativ sieht es aus, und so lesen sich auch ihre vom christlichen Glauben durchdrungenen Poems. Mit feinen Worten und Sinn für die Tiefe des Glaubens buchstabiert Esther-Beate Körber Gott und das Leben durch. In wohltuend unspektakulärer Sprache malt sie Bilder, die auf tiefere Wahrheiten hinweisen. Ein Gedicht über das Abendmahl beginnt so: „Du nimmst Gott zu dir / Unter das Dach deines Mundes…“ In einem „Reformatorischen Choral“ schildert sie wie der Geist der alten Kirche „in uns … zerbrach“. Den Tod lässt sie sagen: „Dort warte ich wenn / Deine Träume zerschellt sind.“ Und zwischendurch lässt sie Raum für kluge Aphorismen: „Der Teufel hatte sich / in das Detail verliebt, / in dem er steckte.“
Die Gedichte sind floskelfrei und von Glaubenshoffnung durchdrungen; aus ihrem lebenserfahrenen Zweifel macht Esther-Beate Körber jedoch kein Geheimnis. „Für meine Schüler von morgen / Schreibe ich auf, was ich nicht weiß; / in welcher Zeit wir leben, / Krieg, Vorkrieg, Nachkrieg“. Sogar dem Gartenreich, den „Frühblühern“, ringt sie eine tiefere Bedeutung ab „Mild waren die letzten Tage. / Da treiben Forsythia, Hasel / und all die stillen Kämpfer / der Frühe ihre unzeitig / zählebigen Blüten.“ Eine interessante Autorin. Als Professorin schrieb sie einen Aufsatz über die „Zahlensymbolik in Kirchenliedern Paul Gerhardts“. Den werde ich mir besorgen.
Esther-Beate Körber: Wortfrühling. Gedichte. Echter Verlag Würzburg 2016, 120 Seiten, 12,80 Euro