Volker Wagner – Geschichte der Berliner Juden
Die Quizfrage der Woche: Was haben Rahel Varnhagen, Albert Einstein, Marcel Reich-Ranicki, Stefan Heym, Rolf Eden und Showmaster Hans Rosenthal gemeinsam? Dalli, Dalli Luftsprung – richtig wäre: Sie alle waren Juden und haben eine biografische Verbindung zu Berlin.
Ihre und die Lebensgeschichten insgesamt vierzig Berliner Jüdinnen und Juden beschreibt dieser prächtige Bildband. Der Historiker Volker Wagner hat ihn erdacht und geschrieben. Er präsentiert eine bewegende, interessante Kulturreise durch 800 Jahre: die Zeit seit der ersten Ansiedlung von Juden in Spandau bis zu den im Jahr 2015 erstmals seit 1933 in Berlin stattfindenden Europäischen Makkabi-Sportspielen. Warum sich so intensiv jüdisches Leben in Berlin konzentrierte?
Ein Grund dafür ist Wagner zufolge das weltweit ziemlich einzigartige Emanzipationsedikt von 1812, das alle in Preußen lebenden Juden zu Staatsbürgern erklärte. Zwischen 1812 und 1933 lag der Bevölkerungsanteil der Juden in Berlin zwar bei nur maximal fünf Prozent, aber die „Repräsentanten der jüdischen Welt – ungeachtet, ob sie gottesfürchtig und gläubig waren oder nicht – waren in allen gesellschaftlichen Gebieten erfolgreich“, schreibt Wagner. „Jüdische Unternehmer, Kaufhausmagnaten, Theater- und Filmleute, Professoren, Wissenschaftler, Maler und Künstler, Schriftsteller, Anwälte und Ärzte, Rabbiner und Lehrer prägten unverwechselbar das Gesicht der aufstrebenden Kaiserstadt und Weltmetropole Berlin. Mit dem Namen Adolf Hitler fand diese rasante Entwicklung ein jähes und katastrophales Ende.“
Wagners Wunsch: „Eingedenk der Verantwortung vor der gebrochenen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den bekannten verheerenden Folgen soll dieses Buch dazu einladen, in Frieden miteinander zu leben und zur Entwicklung der Stadt beizutragen, ungeachtet des Glaubens, den man hat.“ So sei es.
Volker Wagner: Geschichte der Berliner Juden. Elsengold Verlag Berlin 2016, 168 Seiten, 120 Abbildungen, 29,95 Euro