Kerstin Hack – Stark glauben. Natürlich Gottes Kraft erfahren

Kerstin Hack – Stark glauben. Natürlich Gottes Kraft erfahren

„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben“, meinte 1941 Rudolf Bultmann, der berühmte Theologe, und plädierte dafür, die Texte des Neuen Testaments zu „entmythologisieren“.

Dazu gehört es auch, die Teufel und Wunder, von denen im Neuen Testament berichtet wird, als zeitbedingte Vorstellungen in die Schranken zu verweisen. Evangelikale sehen das anders und wettern gegen jede Art von kritischer Bibellektüre – und gegen Rudolf Bultmann. Der gab ihnen ordentlich Zunder. Wer an die „Geisterwelt“ des Neuen Testaments glaube, müsse „sich klar machen, dass er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christlichen Verkündigungen in der Gegenwart unverständlich macht“.

Eine lange Hinführung zum Buch. Sie ist nötig, um Kerstin Hacks „Quadro-Heft“ zu verstehen: „Stark glauben. Natürlich Gottes Kraft erfahren.“ Auf den ersten Seiten stehen schöne Bilder, wie der Glaube an Gott in den Alltag eingebunden werden kann. Doch schon bald folgen Verengungen. Da kommen Wunderheilungen und Dämonen ist Spiel, die für manche Krankheiten verantwortlich seien und exorziert werden könnten. „Geistlich effektiv handeln“ nennt Kerstin Hack das und preist es als eine wesentliche christliche Glaubenshaltung an. Starker Tobak, werden viele sagen. Und verwundert reibt sich der denkende Rezensent die Stirn: Glaube ist doch mehr und das Mysterium des Lebens viel geheimnisvoller als antiker Wunderglaube?! Wer Kerstin Hacks Buch liest, findet sich unwillkürlich in den Streit zwischen kritischem Denken und fundamentalistischer Bibelauslegung verwickelt. Und den kann man nicht oft genug führen, mit sich selbst und mit anderen.

Kerstin Hack: Stark glauben. Natürlich Gottes Kraft erfahren. Quadro Nr. 55. Verlag Down to Earth, Berlin 2015. 40 Seiten, 5 Euro

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert