Martha Wilhelm – Berlinerinnen. 20 Frauen, die die Stadt bewegten

Martha Wilhelm – Berlinerinnen. 20 Frauen, die die Stadt bewegten

Who’s that girl vor dem lädierten Brandenburger Tor? Hildegard Knef, im Jahr 1947. Sie ist eine der zwanzig Berlinerinnen, die dieser wundervolle Bildband vereint. Alle haben die Stadtgeschichte und das Kulturleben Berlins maßgeblich geprägt, manche weit darüber hinaus.

Die Germanistin Martha Wilhelm führt uns auf eine Entdeckungsreise durch das weibliche Berlin. Etwa in den Salon der Jüdin Rahel Vanhagen, die Literaten, Schauspieler und Politiker zum freien Austausch einlud und ermunterte. In die Praxis der Ärztin Franziska Tiburtius, die sich gegen die Abkanzelungen des männlichen Medizinerstandes zur Wehr setzen musste. In das Atelier der Bildhauerin Käthe Kollwitz und in die Theater, in denen Valeska Gert mit ihren grotesken Tanzpantomimen die Zuschauer zu Wutschreien oder Jubel hinriss. Was für Entdeckungen: die leidenschaftliche Pilotin Melli Bese, die als erste Frau Deutschlands eine Fluglizenz erhielt. Montessori-Pädagogin Clara Grunwald, die mit den ihr in Obhut gegebenen Kindern den Tod in Auschwitz erlitt. Die erste Physikprofessorin Lise Meitner die – weil eine Frau – das Chemische Institut nur durch den Hintereingang betreten durfte. Es folgen Bettine von Arnim, Else Lasker-Schüler, Rosa Luxemburg, Marlene Dietrich, Christa Wolf, Charlotte von Mahlsdorf – ein hinreißendes Panorama des weiblichen Berlins.

Und die Kirchenfrauen? Da gab und gibt es wenige. Die evangelische Kirche Berlins wirkt weiterhin wie eine Männerbastion und leistet sich nur wenige Frauen in leitenden Funktionen. So ist es bezeichnend, dass der christliche Bezug von Berlinerinnen nur zweimal vorkommt: Bei der Sozialfürsorgerin Marga Meusel, Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich für jüdische Christen einsetzte (auf eigenes Risiko, denn von offiziellen Kirchenstellen erhielt sie Abfuhren). Und bei der frech-fromm-fröhlichen Nina Hagen, die sich vor einigen Jahren taufen ließ.

Martha Wilhelm, Berlinerinnen. 20 Frauen, die die Stadt bewegten. Elsengold Verlag Berlin 2013. 128 Seiten, 60 Abbildungen, 12,95 Euro

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